Klettersteig Lehner Wasserfall

Wolfgang und Rainer, wir urlauben in Krün in den Bayrische Alpen. Das Wetter ist heute wieder mal etwas besch…eiden. Wolfgang`s Vorschlag haut mich regelrecht auf die Bretter; „Was hälst`n vom Lehner Wasserfall?!“ Rennt er natürlich bei mir offene Türen ein. Also auf nach Lehn im Ötztal. Dort ist das Wetter erfahrungsgemäß zu 90% besser, was sich dann auch wieder mal bestätigt. Das mit dem Wetter klappt in der Regel schon, wenn man von Krün aus die paar Meter um`s Karwendel rumfährt und ins Inntal abtaucht. Aber das wissen wahrscheinlich auch andere und entsprechend groß ist der Andrang von Klettersteiggehern, sowohl vor, als auch nach uns. Geparkt wird am „Ötztaler Freilichtmuseum“ in Lehn. Das Klettersteigset kann man gleich am Auto anlegen. Außer der kompletten KS-Ausrüstung und eventuell einer kleinen Trinkflasche braucht man kein schweres Gepäck, da der Zustieg kurz ist. Die Gehzeit selbst beträgt vom Einstieg über den KS und zurück 1½ - 2 Std.. Der Höhenunterschied vom Einstieg zum Ausstieg beträgt 370m, davon 180m Klettersteig. Es handelt sich hier um einen rassigen, mäßig schwierigen Urgesteinsklettersteig (KS3/4-S)(S steht für Sport bzw. Extrem) mit rauschender Kulisse. Er verläuft immer in Hör- und Sichtweite des gewaltigen Lehner Wasserfall`s und in einer traumhaft schönen Umgebung. Der Steig ist auch für Kinder, wenn sie denn nicht zu klein sind, geeignet. Sie sollten aber trotzdem stets zusätzlich mit einem Seil gesichert werden. Zunächst trampeln wir die 14 Kreuzwegsstationen zur Lourdeskapelle. Aufgrund unserer Freßgier beim Frühstück, blasen wir dort schon wie die Schnellkochtöpfe. Aber bis es dann ernst wird, haben wir uns eingelaufen und den Druck im „Knautschlackbeutel“ abgebaut. Bald verzweigt sich der Weg. Wir gehen rechts über eine stabile Hängebrücke zum nahen Einstieg. Nach dem sehr rassig angelegten Einstieg geht es überraschend steil und sehr luftig in eine etwas flachere Passage. Unterwegs sind dann immer wieder kürzere Steilstufen zu bewältigen. Aber keine Bange, Stellen zum ausruhen, schauen und fotografieren sind mehr als genug vorhanden. Über glatten, plattigen Steilfels quert dann unter einem gewaltigen Felsüberhang der Klettersteig schräg nach oben in Richtung Wasserfall. Kurz unter dem Ausstieg gibt es dann eine faustdicke Überraschung. Es ist eine extreme Variante, welche weniger versierte Klettersteiggeher aber problemlos links umgehen können. Es handelt sich hier um einen ca. 4m hohen Überhang, welcher für Unersättliche und Bizepsfetischisten gedacht ist. Es ist so ziemlich mit das Kühnste, was bisher klettersteigtechnisch „angelegt“ wurde (lt. KS-Führer). Da wir zwei halt nun mal zu den „Unersättlichen“ gehören, gehen wir mit doch etwas herzklopfen, die Sache an. Ging viel besser als gedacht. Unser Mittwochsklettertraining zahlt sich halt doch aus. Vor einiger Zeit hätten wir, ehrlich gesagt, noch gekniffen. Die nun folgende Ausstiegsplatte ist zwar auch noch mal steil, stellt aber dann keine besondere Herausforderung mehr dar. Wer will, kann den Steig zurückgehen. Wurde von uns schon mehrfach praktiziert und ist genau so schön wie der Aufstieg. Da aber der heutige Andrang zu groß ist, gehen wir lieber in ¼ Std. auf dem Waldweg zurück zum Auto. Vielleicht wäre noch zu erwähnen und für manchen interessant, daß es in nächster Nähe noch zwei weitere Klettersteige gibt: - In Sichtweite der „Reinhard-Schiestl-Klettersteig“ an der Burgsteinwand. Er ist um einiges schwerer, anspruchsvoller und ausgesetzter als der „Lehner Wasserfall“. - Bei Umhausen der familienfreundliche und kindertaugliche Klettersteig „Stuibenfall“. Er führt durch die grandiose Kulisse des mit 150m höchsten Wasserfall Tirols. Von uns schon mehrfach begangen und nur zu empfehlen. Etwas für echte Genießer.

Da es noch recht zeitig am morgen ist, so etwa gegen 12 Uhr, beratschlagen wir, was eventuell noch schnell unternommen werden könnte. Auf der Rückfahrt und nach einigen mehr oder weniger brauchbaren Vorschlägen kann ich Wolfgang breitschlagen, noch einen weiteren Klettersteig anzugehen. Auserkoren habe ich den schon von mir und Gisela mehrfach begangenen Steinwandklettersteig. Dazu müssen wir nur ein paar Kilometer weiter nach Arzl am Eingang des benachbarten Pitztal. Hier baut sich im Ortsbereich die durchaus imposante Steinwand auf. Der Klettersteig an der Steinwand ist vom Parkplatz aus in wenigen Minuten erreichbar. Auch hier kann man sich gleich am Auto einschirren und ohne großes Gepäck losziehen. Der Höhenunterschied des Klettersteiges beträgt ca. 200m, die Klettermeter ca. 450m, davon je 150m leicht, mittel und schwer. Der Klettersteig gliedert sich in 3 Abschnitte: - Der gemeinsame Teil des KS hat kaum künstliche Tritthilfen, aber ein ausreichend starkes und straff gespanntes Drahtseil. Nur bei Nässe kann es etwas heikel werden, da der Fels dann wie Schmierseife wird. Dann sind die Muckis zum anstemmen und hochziehen gefragt. Die Schwierigkeiten bewegen sich hier zwischen A bis C. - An einem großen Standplatz teilt sich nun das Seil. Die linke sportliche Variante, ist sehr ausgesetzt und nur für Geübte. Diese Route ist nach der Kletterweltmeisterin Angy Eiter benannt und bewegt sich in der Schwierigkeitsskala zwischen A bis E. - Da wir aber heute nicht mehr ganz taufrisch sind und uns auch nicht unbedingt noch ein drittes Bein ausreißen wollen, entscheiden wir uns für den doch beschaulicheren rechten Familienklettersteig. Auch hier sind die Schwierigkeiten bei A bis C angesetzt. Man kann den Erbauern des Steiges nur Lob zollen, da hier wunderbar die natürlichen Tritte und Griffe ausgenutzt wurden und nicht alles zugenagelt wurde. Dieser Klettersteig ist für Anfänger, Familien und geländegängige Kinder ideal, da die Route interessant ist und doch schon ein gewisses Freikletterfeeling vermittelt. Oben angekommen, kann man von einem Skywalk die tolle Route noch einmal im Rückblick auf sich wirken lassen. Auch die Aussicht ist eindrucksvoll. Zum Abstieg nach Arzl folgt man dem Weg bis zum schon sichtbaren Sendemast. Hier kann man noch mal rasten und die Aussicht ins Pitztal genießen. Jetzt den breiteren Weg etwas bergab folgen und etwas versteckt den Weg nach links absteigen. Dieser Weg führt bald aussichtsreich zurück zur Kirche von Arzl und weiter zum Parkplatz. Nimmt man ab der Senke den rechten Abzweig nach Arzl, latscht man nur halsbrecherisch und ohne jegliche Aussichten durch den Wald zu Tal. Wäre noch anzumerken, daß man den Klettersteig je nach Lust, Laune und Können in allen möglichen Varianten, selbst als Rundtour (ca. 2 bis 2½ Std.) begehen kann. So, jetzt geht`s in ca. einer Fahrstunde zurück nach Krün. Hier wartet auf dem Balkon ein kräftiges und verdientes Abendbrot mit anschließender „Grünbitter-Verkostung“ auf uns.

Rainer und Wolfgang

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